Wildbad Innichen (1.336 m)
Kaiserlicher Zauber vergangener Tage mitten im Fichtenwald
Zwischen Innichen und Sexten liegt, ca.15 Minuten Fußweg von der Hauptstraße entfernt, die Ruine des ehemals mondänen Nobelkurortes Wildbad Innichen.
Das Wildbad Innichen wurde erstmals im Jahr 1586 urkundlich erwähnt - damals noch als "Bauernbadl". Bekannt sind die Heilquellen schon seit 2000 Jahren, in der Nähe wurden illyrische Amphoren, römische Münzen und eine Zeus-Statuette aus Bronze gefunden.
Der Aufstieg zur mondänen Badeanstalt begann ab 1856, als Dr. Johann Scheiber das Bad erwarb und es nach und nach bis zum Ende des 19. Jahrhunderts zum "Grand Hotel Wildbad Innichen" ausbaute. Durch die günstige Anbindung an die Südbahn ab 1871 wurde Wildbad Innichen bald zum Treffpunkt der "Reichen und Schönen" - Adelige, neureiche Großbürger und Künstler verbrachten dort ihre "Sommerfrische".
Die bekanntesten unter ihnen waren der österreichische Kaiser Franz Joseph I.,
der deutsche Kronprinz Friedrich von Preußen und der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand.
LOST PLACE
Sextener Dolomiten / Naturpark Drei Zinnen
24.10.2021 mit Mirko
Dem schnellen Aufstieg zum geadelten "Nobelkurort" mit palastähnlichem Aussehen folgte der ebenso schnelle Abstieg.
Der 1. Weltkrieg setzte den rauschenden Bällen mit den Klängen der aus Wien engagierten Orchester ein jähes Ende. Der Krieg tobte "direkt vor der Haustür" - die Dolomitenfront lag bei den Drei Zinnen, nur wenige Kilometer vom Grand Hotel entfernt. Das Hotel wurde teilweise zerstört. Südtirol gehörte nach dem Krieg nicht mehr zu Österreich, es wurde Italien zugesprochen - die wohlbetuchten Gäste blieben aus.
Der Betrieb lief noch bis Mitte der 1930er Jahre, mehr recht als schlecht. 1937 wurde das Inventar versteigert. Seither ist das einstige Nobelhotel dem Verfall preisgegeben und wurde zum "Lost Place", wie man heute zu solchen Orten sagt.
Die einstigen Kursäle mit Thermen- und Dampfbäder, Sauna und Trinkkuren.
Für das Vergnügen und zur Zerstreuung gab es Lese-, Musik-, Tanz- und Spielsäle.
"Im Wildbad Innichen, das durch seinen Besitzer Dr. Scheiber sehr gut geleitet ist, befinden sich Kurgäste aus Wien, Deutschland, Dänemark und Russland.
Innichen könnte, wenn es mit Verständnis und genügendem Gelde umgebaut würde,
ein Weltbad werden, wie St.Moritz im Oberengadin."
Meraner Zeitung, 1872
"Man ist überrascht, mitten im Walde ein solches Gebäude zu finden, wie das Wildbad Innichen...."
Paul Grohmann, 1877
Das Areal rund um die Ruinen des ehemaligen Grands Hotel Wildbad Innichen gehört seit einigen Jahren der Südtiroler Privatbrauerei Forst und ist vorbildlich gepflegt.
Zusätzlich geben Infotafeln einen kleinen Einblick in die Geschichte des Wildbades und der unterschiedlichen Quellen.
Beim Wildbad entspringen heute noch die fünf historischen Mineralwasserquellen: Lavaredo, Kaiserwasser, Schwefelquelle, Eisenquelle und Candida.
Kaiserwasser und Lavaredo werden seit 1967 von der Firma Kaiserwasser (seit einigen Jahren im Besitz der Brauerei Forst) abgefüllt und verkauft.
An den frei zugänglichen Brunnen kann jeder die Geschmäcker der unterschiedlichen Wässer verkosten.
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Endre Kárpáti (Donnerstag, 21 September 2023 19:50)
Mich als Ungar hatte die traurige Geschichte des ehemeligen Kurhotels tief gerührt. Schade, daß es dem Verfall übergeben wurde und Dank der jetztigen Besitzer, daß er die Komplexe nicht betreten läßt. Die außerordentlich schöne Umgebung würde es rechtfertigen, daß die Komplexe einmal wieder der originelle Aufgabe erfüllen wird. Ich hoffe, ich werde es noch erleben.