Historische Entdeckungsreise durch das Kanaltal
Auf auf den Spuren der alten Römer, Napoleons und Altösterreichischer und Kärntner Geschichte
Der erste Ausflug 2015 führte uns am 06. April - wegen des noch kalten und ungemütlichen Wetters mit dem wettersicheren Auto - auf interessante historische Spuren der alten Römer, Napoleons, Altösterreichischer und Kärntner Geschichte.
Das von Österreich vergessene Kanaltal hat sowohl landschaftlich als auch historisch und kulinarisch sehr viel zu entdecken !
06.04.2015 mit Jan, Pascal und Mirko
DAS KANALTAL WAR ÖSTERREICH
Millionen Österreicher und Deutsche fahren auf der Autobahn über Villach nach Süden.
Sie überschreiten vor Tarvis die Grenze und wähnen sich in Italien. Sie wissen nicht, daß es diese Grenze erst seit 1918 gibt und daß sie noch 40 Kilometer fahren müssen, ehe sie in Pontebba alten italienischen Boden erreichen.
Sie wissen nicht, daß sie ein Tal durchmessen, das bis 1918 zu Kärnten und zur Donaumonarchie gehört hat und daß die Ortschaften, die jetzt italienische Namen tragen, auf tausendjährige deutsche Vergengenheit zurückblicken.
Ingomar Pust, Das Kanaltal und seine Geschichte, Klagenfurt 1995
Saifnitz (Camporosso)
Die Römerstraße führte von Aquileia durch das Kanaltal und Villach nach Norden.
Im Gebiet des heutigen Camporosso (Saifnitz) lag die römische Siedlung "Larix".
Historiker vermuten eine römische Zollstation.
Römer, Hunnen, Etrusker, Vandalen, Goten, Langobarden, Avaren, Türken, Franzosen, Kaiser und Könige -
sie alle zogen im Lauf der Geschichte durch das Kanaltal:
Uggowitz (Ugovizza)
HIER STAND
ÖSTERREICH-UNGARNS THRONFOLGER
ERZHERZOG KARL FRANZ JOSEF
WÄHREND DER
SCHWEREN ATILLERIEKÄMPFE
AM 22. JUNI 1915.
DIE K.U.K 10.ARMEE
Malborgeth (Malborghetto)
Franzosenkriege, Napoleonische Kriege
300 Mann verteidigten im Jahr 1809 FORT HENSEL vier Tage lang gegen eine Armee von 15.000 französischen Soldaten!
Jedes Kind in der österreichisch-ungarischen Monarchie kannte die Geschichte von Hauptmann Hensel und der heldenhaften Verteidigung des Forts in Malborgeth gegen die Armee Napoleons im Jahr 1809.
1. Weltkrieg
Hensel-Denkmal (Löwen-Denkmal) in Malborgeth
Im Jahr 1909 kam Kaiser Franz Josef I. (1830 - 1916), Kaiser von Österreich und König von Ungarn, zur 100 Jahr-Feier der Verteidigung nach Malborgeth.
Die Feier fand beim Hensel-Denkmal statt.
Es wurde ein eigener Steig über den Fluß Fella gebaut, damit der Kaiser vom Sonderzug zum Denkmal gehen konnte.
Der Palazzo Veneziano in Malborgeth, eine architektonische Kostbarkeit
Der Palazzo Veneziano (auch Venediger Haus genannt), hat eine wechselvolle Geschichte: 1651 - 1874 im Besitz der adeligen Familie Canal, ging es 1874 in das Eigentum des vermögenden Grafen Maximilian Arco von Zinnenberg über. 1878 kauft es der legendäre Bergwerksbesitzer und langjährige Bürgermeister von Tarvis, Cajetan Schnablegger und baut es zu einem mondänen Schwefelbad aus. Später wurde es unter anderem als Ferienhaus für Waisenkinder genutzt.
Vom 14. März bis 26. April 2015 wurde im Palazzo Venetiano die sehenswerte Ausstellung über die Dörfer des Kanaltales im 1. Weltkrieg gezeigt:
Hinten an der Wand eine Kopie der Tischplatte des Tisches, and dem der legendäre Hauptmann Hensel am 13. Mai 1809 sein letztes Abendmahl vor den entscheidenden Kämpfen gegen Napoleons Truppen einnahm. Am Abendessen nahmen damals u.a. alle Offiziere der Festung Malborgeth, Pfarrer, Bürgermeister und andere Bürger teil. Vollbewußt ihres Schicksales prosteten die Tischgenossen einander zu:
"Auf Wiedersehn im Jenseits."
Das einzig bekannte Bild des mit nur 27 Jahren in Malborgeth gefallenen Hauptmannes Friedrich Hensel, eine Kopie davon hängt auch im Speisesaal der Trattoria da Giusi.
Pontebba
Oberhalb des Lanzenpasses entspringt der historische Confinbach (Grenzbach) Pontebbana, der 1000 Jahre Grenze zwischen Kärnten und Friaul war.
Der Flügelaltar der Kirche „Santa Maria Maggiore“ in Pontebba gilt als höchstes und vollkommenes Beispiel künstlerischen Schaffens, das anfangs der Neuzeit in der Grenzzone zwischen zwei großen Kulturkreisen verwirklicht wurde.
Er wurde höchstwahrscheinlich vom Meister Heinrich von Villach gebaut und vom Bamberger Bischof Schenck von Limburg im Jahre 1517 gestiftet.
Das war noch lange nicht alles - im Kanaltal gibt es noch sehr viel landschaftliches, historisches und kulinarisches zu entdecken - ich freue mich schon auf weitere Besuche dieses rauhen, aber auch sehr schönen und geschichtsträchtigen Tales!
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Aktueller Buchtipp (2021) -
Für alle, die noch mehr über die Geschichte des Kanaltales erfahren wollen:
Neuauflage: „Das Kanaltal … und seine Geschichte“
Das Werk (Erstauflage 1995, bereits 1997 vergriffen) beinhaltet eine Fülle wissenswerter Informationen zum Kulturverein und seiner Arbeit, aufbauend auf der über 1000-jährigen Geschichte dieses bis 1918/1920 zu Kärnten gehörenden Kulturbereiches.
Das Buch kann direkt beim Kanaltaler Kulturverein geordert werden:
Telefon 0664 / 34 20 324, Mail mokabmi@yahoo.com.
Der 1979 gegründete Kulturverein bemüht sich um die Erhaltung Altkärntner Traditionen und um die Pflege der deutschen Sprache. Auch die Kanaltaler Tracht wurde wieder eingeführt.
www.villachimfokus.at
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Lenard P. Sprang (Sonntag, 17 Januar 2021 17:50)
Vielen Dank für die schöne und ausführliche Dokumentation! Durch die vielen Fotos kann man die Erlebnisse der Reise gut nachempfinden. Ein schönes Erlebnis für Klein und Groß.
Ich finde es außerdem gut, daß neben den wirklich schönen touristischen Einblicken auch auf die Historie eingegangen wurde. Das Kanaltal hat genauso wie Südtirol unfaßbar viel Leid und Ungerechtigkeit erfahren. Unter Krieg und Faschismus haben so viele Menschen leiden müssen.
Meiner Ansicht nach wäre es am besten, das Kanaltal kehrte zu Österreich zurück. Immerhin werden die Minderheiten(-sprachen) mittlerweile im Rahmen der europäischen Veträge anerkannt. Das ist zumindest ein Anfang.
Auf jeden Fall danke ich für die schönen Fotos und Beschreibungen! Da kann mich sich gedanklich mit in den Urlaub begeben!