Panoramica delle Vette / Monte Crostis
Die landschaftlich schönste Panoramastraße Friaul-Julisch Venetiens
Der Giro, der nie stattfand
Die durch die Südflanke des Gebirgszuges des Monte Crostis (2.250m) ziehende, aussichtsreiche Bergstraße "Panoramica delle Vette" gilt als landschaftlich schönste Panoramastraße Friaul-Julisch Venetiens.
38 km / ca. 1480 Hm^
30.09.2018
Von der Ortschaft Comeglians (553m) im Val Degano führt die Ringstraße über Tualis in unzähligen Haarnadelkurven hinauf zur unter dem höchsten Punkt der Straße gelegenen Alm Malga Chiadinis (1.900m). Bis hierher ist die Straße asphaltiert. Dann folgt, fast wie mit dem Lineal gezogen, die parallel zum Gebirgskamm verlaufende, berühmte geschottertete Kammstraße "Panoramica delle Vette".
Die 7 km lange (!), waagrechte Schotterstraße führt bis zur aufgelassenen Casera Valsecca (1.871m).
Die traumhafte Aussicht macht diese Fahrt zu einem einzigartigen Erlebnis - es fühlt sich an wie auf einem langgezogenen Balkon mitten in den Bergen.
"Panoramica delle Vette" heißt übersetzt völlig zutreffend soviel wie "Ausblick über die Gipfel".
Von der Casera Valsecca geht es wieder auf asphaltierter Straße in zahlreichen Kehren bergab nach Ravascletto (952 m) und zurück nach Comeglians.
Wir sind die Strecke in entgegengesetzter Richtung, gegen den Uhrzeigersinn gefahren.
Ravascletto - Talstation des Skigebietes Ravascletto-Zoncolan, eines der größten Skizentren Friaul-Julisch Venetiens.
Der gegenüber des Monte Crostis gelegene Monte Zoncolan ist einer der schwierigsten und steilsten Berganstiege des Radsports und immer wieder Etappenziel des Giro d´ Italia. (2003, 2007, 2010, 2011, 2014 und 2018).
Die Italiener sind stolz auf ihren "Giro".
Direkt am Ortsende von Ravascletto (von Comeglians kommend) beginnt die Auffahrt auf den Monte Crostis / Panoramica delle Vette.
Die heutige Panoramica delle Vette wurde im 1. Weltkrieg als Kriegsstraße angelegt und vor dem 2. Weltkrieg ausgebaut. Der Gipfelkamm des Monte Crostis lag strategisch wichtig, in 2. Linie zum Karnischen Hauptkamm, der Frontlinie und einer der Hauptschauplätze des 1. Weltkrieges.
"Panorama nach Westen und Südwesten auf die feindlichen Stellungen in der Pal-Kette auf den Kamm des Monte Zaufplan und Monte Crostis"
Erster Weltkrieg, Quelle: ÖNB, bildarchivaustria.at
Traumhaftes Panorama mit dem höchsten Berg der Karnischen Alpen, der Hohen Warte (Monte Coglians) 2.780 m im Hintergrund
Malga Chiadinis (1.900m)
Etwas oberhalb der Malga Chiadinis befindet sich der höchste Punkt der Panoramica delle Vette (ca. 1920m) mit dem Gedenkstein an den (hier nie gefahrenen) Giro d´Italia 2011.
Von hier an geht es in unzähligen Haarnadelkurven spektakulär, erst mit traumhafter Aussicht, dann durch Fichtenwald hinab nach Comeglians.
Der Giro, der nie stattfand
Am 21. Mai 2011 sollte der Giro d´Italia, nach der Tour de France das bekannteste Straßenradrennen der Welt, erst über die Panoramica delle Vette (Monte Crostis), dann auf den Monte Zoncolan führen.
Die Bewohner der vom Giro berührten Ortschaften bereiteten sich monatelang auf dieses wichtige Rennen und die Ehre vor, dass der Giro durch ihren Ort rollt. In Tualis wurde der Gemeindeplatz in "Piazza Giro d´Italia" umbenannt und ein Denkmal in Form eines Rennrades und eine Gedenkplankette im Beisein lokaler Politprominenz feierlich enthüllt.
Eine halbe Million Euro wurde investiert: Die Straße auf den Berg wurde neu asphaltiert, Bäume wurden gefällt, Fangnetze wie bei den alpinen Skirennen wurden neben der Straße hinunter nach Ravascletto installiert, eine große Videowall wurde auf dem Berg aufgestellt....
Erst am Vorabend der Etappe mit den zwei schwersten Bergen (Monte Crostis und Monte Zoncolan) wurde von der Rennkommission nach Prosten einiger Fahrer die Strecke über die Panoramica delle Vette wegen Sicherheitsbedenken gestrichen.
Die Bewohner von Tualis waren so enttäuscht, dass sie den Giro am nächsten Tag blockierten und die Streckenführung nochmals geändert werden musste.
Einer der Protagonisten des Protestes war der in der Gesamtwertung führende Spanier Alberto Contador. Einer dem das gar nicht passte war der Italiener Vicenzo Nibali. Contador war als mittelmäßiger Abfahrer bekannt fürchtete sich um seinen ersten Platz im Gesamtklassement. Während Nibali als wagemutiger und einer der besten Abfahrer der Welt galt, und Chancen sah, aufzuholen. Es hätte am Monte Crostis eine Vorentscheidung in der Gesamtwertung fallen können. Weil er Nibali die Chance am Crostis nahm, wurde Contador auf den letzten Kehren am Zoncolan von den Zuschauern ausgebuht.
Schlussendlich gewann Alberto Contador die Gesamtwertung des Giro d´Italia 2011.
Ironie der Geschichte ist auch, dass Contador ein Jahr später des Dopings überführt wurde und ihm der Gesamtsieg des Giro d´Italia 2011 aberkannt wurde. Vicenzo Nibali wird heute noch als Zweiter in der Siegerliste geführt.
Das Denkmal an der "Piazza Giro d´Italia" und der Gedenkstein an der höchsten Stelle der Panoramica delle Vette stehen somit für ein Ereignis, das niemals stattgefunden hat.
WERBUNG
Ristorante Cison / Amaro
Ristorante Cison am Zusammenfluss der Alpenflüsse Fella und Tagliamanto.
Anfahrt: Tarvis - Tolmezzo - Ovaro - Comeglians (Val Degano) oder Tolmezzo - Arta Terme - Sutrio - Ravascletto (Valle del But)
WERBUNG