Andreas (Andrej) Komac
Kugys Lieblingsbergführer
"Der herrliche Falke aus der Trenta"
Andrej (Andreas) Komac vulgo Mota, geb. am 6. Juni 1853 in Na Logu Nr. 15 im Trentatal, war geprüfter Bergführer, Bauer, Holzarbeiter und Jäger. Er starb am 10. Dezember 1908 durch einen Herzschlag in der Nähe des Vrsic-Passes.
Zwanzig Jahre lang war er Kugys liebster Führer, bis 1900, also acht Jahre vor seinem Tod und führte mit ihm zahlreiche Erstbesteigungen durch. Vier Jahre nach seiner ersten Begegnung mit Kugy erwarb er das Diplom als Bergführer. In seinem Führerbuch stand, dass er die slowenische und die deutsche Sprache beherrschte.
Man sagte von ihm, dass er vom Scheitel bis zur Sohle ein rechter Mann war, der seine Heimatberge über alles liebte und immer seine Pflicht getreu ausübte.
Achtzehn Jahre war Komac bei Albert Bois de Chese (dem Gründer des Trentagartens Juliana) als erster Jäger in Diensten, obwohl dieser wußte, daß Andrej - wie die meisten Trentaner, auch Wildschütze war. Oder gerade deshalb, denn der kluge Jagdherr wußte auch, daß diese Leute nicht aus Habgierde, sondern aus reiner Lust am jagen wildern gingen. Komac konnte nun legal seiner Jagdlust frönen und wurde einer der besten Jäger und verläßlichsten Hüter im Trentaner Jagdgebiet.
Andreas war wegen seines trockenen Humors und seiner wortkargheit gegenüber Fremden berühmt.
Trenta na Logu: Andreas Komac vulgo Motta, Holzarbeiter und Jäger, Nr. 15, spricht slovenisch und deutsch; führt auf Triglav, Jalouc, Suhi plaz und alle Trenta-Berge.
Chronik der Section Küstenland des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, Triest 1884
"Der Holzer und Gemsjäger Andrej Komac (spr. Komaz), mein braver Bergkamerad ohne Furcht und Tadel, ist weit und breit der kühnste Kletterer, der Michel Innerkofler der Trentaberge; dann kommt Anton Tozbar, genannt Spik, der unglückliche Bärentödter mit den scharfen Adleraugen und dem treuen, muthigen Herzen."
Julius Kugy, ZDÖAV 1883
"Die meisten neuen Touren sind übrigens früher mit fremden Führern, oder besser gesagt, mit einem Fremden Führer gemacht worden:
Andrej Komac aus der Trenta. Das ist wirklich ein Führer ersten Ranges, der auch in unserem Gebiete am besten bewandert ist. In den letzten Jahren aber ist er Jagdhüter des Herrn Bois de Chesne geworden und darf die Trenta nicht auf meherere Tage verlassen, kann also auswärts nicht mehr führen. Nur mit Herrn Dr. Kugy, dem Freunde des Herrn Bois de Chesne, durfte er immer gehen, aber auch dieser geht jetzt meist mit dem Namensvetter des Andrej, dem Jože Komac, der ebenfalls unsere Gruppe gut kennt und ein ebenso sicherer Kletterer als Andrej ist."
Adolf Gstirner, Aus den Raibler Bergen, ZDÖAV 1901
Erstersteigungen u.a.:
Skralatica, 2.738m am 24.8.1880 mit Julius Kugy u. M.Kravanja
Großer Nabois, 2.307m 1884 mit Julius Kugy
Hohe Weißenbachspitze, 2.254m am 2.8.1886 mit Julius Kugy
Erstbegehungen u.a.:
Triglav, 2.864m Westflanke (Kugy-Weg) am 8.8.1881 mit J. Kugy
Erste Winterbegehung 1895 mit Julius Kugy und J.Komac
Jalovec, 2.643m Kugy-Couloir am 7.9.1884 mit Julius Kugy
Razor, 2.601m Nordwand am 1.7.1888 mit Julius Kugy
Skralatica, 2.738m Nordwand am 13.7.1897 mit J. Kugy und Kverh
Wischberg, 2.666m Nordwestanstieg am 23.7.1893 mit Julius Kugy und Kandutsch
Korspitze, 2.368m 1890 mit Julius Kugy u. A. Bois de Chesne
Kanin, 2.585m Nordwandweg 1895 mit Julius Kugy
Kugy beschreibt das erste Zusammentreffen mit dem jungen Andreas im Jahre 1880 am Tag vor der Erstersteigung der Skralatica:
" Unsere Vorbereitungen waren bald beendet und wir brachen auf. Da kam mir ein junger Bursche nachgelaufen, barfüßig und ohne Rock. Ich sollte ihn mitnehmen. Er wolle mich führen, kein Mensch in Trenta könne so gut klettern wie er, mit jedem nehme er es auf, mit ihm sei mir der Suhi Plaz (Skralatica) morgen sicher. Wie schwer mag es ihm gefallen sein, sich so anzupreisen:
es war Andreas Komac. Was ging da in seiner stillen, bescheidenen Seele vor? Ich sei versehen, antwortete ich ablehnend, mehr
als einen Begleiter brauche ich nicht. Er ließ nicht nach. Er gehe ohne Lohn mit, ich solle nur sehen, was er könne. "Herr, nehmen sie mich mit, Sie werden sehen, Sie werden mich dann
immer mitnehmen!" Mehr als zwanzig Jahre ist Andreas seither mit mir gegangen, von diesem Tag an immer "mitgenommen"; eine so lange und geläufige Rede habe ich nie mehr von ihm gehört.
Seine bittenden Augen, der flehende Ton in seiner Stimme, ein gewisses Etwas in seinem Blick und in seinem Wesen veranlaßten mich nachzugeben. Später habe ich oft gedacht, daß ihn mir damals wohl
die Berge gesandt haben müssen: "Er soll dein Führer sein". Wenn er die vielen Jahre hindurch so dastand und meine Ankunft erwartete, anfragte, wohin die Reise gehe, meine Wünsche und Pläne
vernahm, dann still lächelte und oft ohne ein Wort zu sagen voranzuschreiten begann, erschien er mir immer wie ein Bote von oben, als habe er von unsichtbaren Mächten einen Auftrag erhalten, mich
zu holen, als erwarte und geleite er einen Gast, den sie zu sich geladen hatten, der angkündigt und willkommen ist, und den er sicher zu ihnen bringen müsse."
Andreas Tod
Am 10. Dezember 1908 wollte Komac von der Trenta aus über den Vrsic nach Kronau (Krajnska Gora) gehen, und am Abend wieder zurückkehren. Seine Frau wartete bis spät nachts auf ihn. Um Mitternacht begann es heftig zu schneien, und das Schneegestöber dauerte auch den ganzen nächsten Tag an. Die verzweifelte Frau bat Anton Tozbar-Spik, Sohn des Bärentöters, um Hilfe. Er unternahm sofort eine Rettungsaktion gemeinsam mit sechzehn Männern aus aus dem Tal. Jede Hilfe kam zu spät. Sie fanden ihn tot unter einer Fichte, in der Nähe des Weges zur Teufelsebene (Hudi ravni) unter dem Vrsic. Er hatte ein Alter von nur fünfundfünfzig Jahren erreicht. Die Trauer Julius Kugys über den Verlust eines seiner besten Gefährten war groß.
Albert Bois de Chesne und Gaston kümmerten sich fortan um seine Familie.
ANDREAS KOMAC
ausgezeichnet als
Jäger und Führer
verschied hier am
10.XII.1908
Dem treuen Freund
zum Andenken
A. und G. BOISDECHESNE
Andreas, der älteste der vier Söhne, der seinem Vater in allem so sehr nachgeraten war, daß es manchmal schien, es sei alles beim alten verblieben und nur die Trenta um ein Menschenalter zurückgerückt worden, wurde sein Nachfolger im Trenta-Jagdrevier. Jedesmal, wenn er, den Kugy von Kind auf kannte, ihm begegnete, glaubte Kugy zu erkennen, daß Andreas den Wunsch habe, ihn anzusprechen, doch kamen ihm die Worte so schwer auf wie seinem Vater. Kugy aber erkannte in seinen Augen Dankbarkeit. Vom Vater über die Kinder bis zu den Kindeskindern hin - Dankbarkeit von Anbeginn bis in alle Ewigkeit!"
Armer junger Andreas! Er ist schon lange verschollen auf den Schlachtfeldern Galiziens. Sein Schritt lenkte ihn nicht mehr in den Frieden der Trenta zurück.
Quellen: Vallensberg / Senft - Erlebnis Julische Alpen, 1980
Julius Kugy - Aus dem Leben eines Bergsteigers, 1925
Hannes Heindl - Im Banne der Julier, 1993
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